“Inder” nach Frankfurt oder in den MTK?

“Welcher Teufel hat Sie denn da geritten? Kaum gehen in Ihrem Amtsbezirk die Arbeitslosenzahlen zurück, da wollen Sie schon wieder Ausländer ins Land holen? Sind Sie von allen guten Geistern verlassen?

Sie haben noch tausende Arbeitslose in den verschiedensten Lebensaltern und Berufen, Inländer, Ausländer, ausgebildete und nicht ausgebildete Menschen. Die lechzen nach Arbeit und Ausbildung, nach Berufs- und Lebensperspektive. Und Sie wollen sich ganz bequem umdrehen und Nachschub aus dem Ausland holen?

Man könnte geradezu meinen, daß Sie den Bevölkerungsfetischisten eine Freude machen wollten: Land ohne Volk. Oder wollten Sie den Grünen eine Freude machen, die ja gern um jeden Preis Ausländer ins Land holen wollen, weil ja mit den Inländern - und den hier lebenden Ausländern - ohnehin kein Blumenpott zu gewinnen ist?

Außerhalb Ihres Bezirkes gibt es noch weitere Bezirke mit Millionen von Arbeitslosen: bringen Sie die in Arbeit. Und dann sehen wir weiter. Sind es nicht tatsächlich fünf, sechs oder sieben Millionen Menschen, die wieder in Arbeit und Brot gebracht werden sollten? Viel Erfolg.”

16.6.2000

Kommentar
Ich betrachte es fast als ein typisches Problem unserer heutigen Gesellschaft: wenn jemand aus dem Kreis der wirtschaftlichen oder politischen Führungskräfte vor einer Aufgabe steht, für deren Lösung er zwar zuständig ist (und dafür auch gut bezahlt wird), er das aber nicht schafft oder nicht mag, weil ihm die Aufgabe “zu schwer” ist, zu mühsam, zu unerfreulich, dann ruft er nach Ausländern. Andere sollen die Aufgabe lösen, sollen seinen “Job” machen.
Das erinnert mich an eine Scherzfrage aus meiner Kindheit. “Wie heißt es: lass
mir arbeiten oder lass mich arbeiten? Lass andere arbeiten!”
Und wie sagte schon Konrad Adenauer so weise? Mein Gott, was soll aus Deutschland werden...

"Wir brauchen in unserer Region eine Zuwanderung”

In einem Interview mit der FR (14.6.00) berichtete der Leiter des Arbeitsamtes Frankfurt (zuständig auch für den MTK), daß die Arbeitslosenzahlen im Berichtszeitraum fühlbar zurück gegangen seien - und daß bald Arbeitskräftemangel drohe.
Das verführte ihn zu der kessen Schlußflogerung, daß “wir” bald gesteuerte Zuwanderung von Ausländern bräuchten, da sonst der Arbeitskräftemangel in Frankfurt und im Main-Taunus-Kreis nicht mehr zu beheben sei.

Wir sehen: mal wieder Not am Mann. Nicht die Arbeitslosen sind das gesellschaftspolitische Problem unserer Zeit, sondern die fehlenden Ausländer.