Frieden für Israel... fängt an mit deutlicher Kritik am jahrzehntelangen Verhalten des Staates Israel.

Es wird immer wieder behauptet (durch unsere Gutmenschen und andere interessierte Kreise), Menschen außerhalb Israels würden die schreckliche Situation der Juden Israels ja nicht verstehen (können) - müßten sich folglich mit Kritik am Verhalten des Staates Israel zurückhalten. Die Palästinenser, seit 1967 unterdrückt, eigentlich aber schon sei 1948, werden nicht als Menschen zur Kenntnis genommen, sondern nur als "Terroristen". Während Israel die - moralisch - bequeme Rolle des armen Opfers einnimmt.

Ist es aber so, Israel als armes geplagtes Opfer? Nein, eindeutig nein. Deshalb: jeder an seinem Platz: Kritik, Anregungen, Bedenken. Zu einem Thema: Israel-Palästina. Das Problem ist groß und alt. Und bedarf dringend der Lösung. Diese Lösung kommt nicht aus Israel heraus, weil die Kräfte des wirklichen Friedens schwach sind.

Deshalb muß die Kritik von außen kommen - ganz, ganz deutlich, gerade dann, wenn man mit Israel und Palästina solidarisch ist oder es gern sein möchte. Es ist ein falscher Ansatz, darüber zu befinden, ob oder wie die Kritk/Position "hier" (Israel) ankommt. Ich bin ein Privatmann ohne Macht und ohne Einfluß - aber ich habe das Recht (und m.E. auch die Pflicht) zum freien Wort. Auch wenn das mitunter sehr unbequem ist, Ärger bringt, Diffamierungen nicht ausbleiben. Aber: das ehrliche Wort, gerade, wenn es aus der auch kritischen Solidarität geboren ist, muß sein. Wer denn sonst will etwas sagen?! In Israel sprechen  nur die dicken Reaktionäre - die peaceniks müssen erst mal wieder ihre Wunden lecken. Und vielleicht noch froh sein, von Scharon nicht ins Gefängnis gesteckt zu werden.

Ich bleibe dabei: Israel ist friedensunfähig - Zionismus, Eroberungen, Ausdehnung, äußerste Aggressivität... und weitgehende Gleichschaltung in der Denke der jüdischen Bürger Israels. In Verbindung mit der beliebten Rolle der angeblichen Angst vor feindlicher Eroberung, die, alle wissen es, absolut unbegründet ist: Es gibt keine so mächtigen Feinde - Israel würde sogar in einiger Zeit nicht einmal mehr Gegner haben, wenn es auf einen wirklichen Friedenskurs umschwenken würde (Grenzen von 1967, Ost-Jerusalem als Hauptstadt des freien Palästina, Entschädigung für die Vertriebenen und Enteigneten, symbolische Rückkehr von ein paar alten Palästinensern). Dann würde die schreckliche Situation von heute bald der Vergangenheit angehören - aber wenn Israel zum "Hören" kommt, dann nur, weil oder wenn die jetzige Situation als das größere Übel erscheint... gegenüber einem Friedensvertrag mit Palästina und den anderen arabischen Staaten, die sichere Grenzen für alle bedeuten könnten. Ich bin sicher, daß die Basis der religiösen Ultras unter den Palästinensern allmählich, vielleicht aber auch schneller, austrocknen würde. Nach einem Friedensvertrag könnte (und ich denke: wird) eine palästinensische Regierung mit Fug und Recht gegen diese Reaktionäre vorgehen - ihre eigene Existenz wird von diesen Banden direkt in Zweifel gezogen. Aber dann könnte eine palästinensische Regierung gegen diese Leute vorgehen, ohne in den Augen ihrer eigenen Leute als Erfüllungsgehilfe Israels zu erscheinen.

Es ist ein langer Weg - sage aber keiner, wie es immer wieder scheinheilig geschieht, “wie soll der Weg denn sein?” Verbunden mit der immer wiederkehrenden unbegründeten Behauptung, die Palästinenser müßten sich erst einmal als friedensfähig erweisen - am besten 25 Jahre lang am Stück. Dann könnte Israel in aller Ruhe das bisherige Unrecht fortsetzen - und es würde kein Wille und keine Einsicht mehr wachsen, daß man sich aus dem Unrecht herausbewegen muß - hin zu einer friedlichen Einstellung den Palästinensern gegenüber, die man schon seit vielen Jahrzehnte drangsaliert, wo es nur geht.

Der Weg sollte sein wie beschrieben: das ist fair, korrekt, geboten. Und viel billiger für Israel und seine Zukunft, als immer der unmenschliche Störenfried und Aggressor zu sein, der zunehmend in den Augen eigener kritischer Bürger zum unansehnlichen dreckigen Paria wird, der Kriegsverbrechen begeht, die den Eltern dieser Soldaten noch unvorstellbar gewesen wären.

Friede für Israel - er führt über den Frieden für Palästina. Direkt. Israel hat es in der Hand. Ganz allein.

10.11.2002

Die ganze interessierte Welt hört täglich die israelischen Opfer- und (An-)Klagegesänge: die bösen, verstockten Palästinenser sind an allem schuld. Und  die alleinigen Täter. Ich frage: Ist das aber wirklich so?

Scheinbar haben die Israelis ja recht: über 600 getötete jüdische Bürger des Staates Israel während der zweiten Intifada - das ist schlimm, ganz schlimm. Wer wird das nicht genau so sehen? Ist das aber alles?

Über 1800 getötete Palästinenser, die meisten Zivilisten, wie in Israel. Das ist der israelische Beitrag zum Thema Frieden in Israel-Palästina. So viele Menschen! Wieviele Kinder, Jugendliche, Frauen?
Dreimal so viele wie in Israel. Spricht Israel darüber, daß die Opferzahl bei seinen “Feinden” dreimal so hoch ist? Spricht “die Welt” darüber? Mitnichten. Kein Gedanke. Die toten Palästinenser zählen nicht. Überhaupt nicht. Warum nur? Sind das keine Menschen? Keine Opfer? Sind sie nicht ohnehin seit Jahrzehnten des Besatzungsterrors die wirklichen Opfer?

Dazu muß man sich einen “feinen” Unterschied auf der Zunge zergehen lassen: die palästinensischen Terror-Täter sind überwiegend Leute aus den muslimischen Fundamentalisten-Gruppen, die blindwütig handeln, stark aus religiösem Haß. Auf der anderen Seite ist es der Staat, der allmächtige isrelische Staat, der seinen trainierten Soldaten befiehlt zu töten, zu zerstören - und sie vergewaltigen, lassen Schwangere sterben, Kranke verrecken. Sie scheuen sich nicht, in Moscheen zu urinieren..

Welchen Palästinenser wird Israel dadurch zum Freund, zum Partner Israels machen? Keinen einzigen. Und die Klagegesänge gehen weiter.