"Demographische Probleme" in Deutschland...

Das deutsche Volk (so weit es nicht durch Big Brother und Benzin-Preis-Hysterie ausgelastet ist), wissend um die Millionen Arbeitslosen, die Millionen fehlenden Arbeitsplätze und die Millionen Aufwendungen für die Sozialhilfe wird nahezu täglich mit der Mär traktiert, "wir" würden als deutsches Volk aussterben und fürchterliche Rentenprobleme kriegen, nur weil unsere Einwohnerzahl schrumpft: ein Raum ohne Volk! Und dem Volk wird vorgegaukelt, Abhilfe, ach wie wunderbar, könne es ohne weiteres geben: wir müßten nur jedes Jahr viele Hunderttausend Ausländer zusätzlich ins Land holen, während der nächsten 15 Jahre viele, viele Millionen! Unsere Sozialsysteme würden dank vieler neuer, junger, hoch motivierter und geburtenfreudiger ausländischer Arbeitskräfte wieder in Schwung gebracht. Das ist demographisch schein-begründeter Unsinn, der nicht das kleinste Rentenkassenloch auffüllt. Wie sieht unsere Welt denn wirklich aus?

Wir sind heute in Deutschland 82 Mio. Menschen, "wir" haben vor 60 Jahren mit etwa 60 Mio. Menschen einen grandiosen Krieg geführt, der 50 Mio. Opfer hervorgebracht hat. Wofür brauchen wir heute und in Zukunft ca. 80 Mio. Menschen in unserem Lande? Wir haben heute an die 7 Mio. fehlende Arbeitsplätze - und  unsere tüchtige Wirtschaft steigert alljährlich die Effizienz um nahezu 3%; d.h. wir müssen jährlich 3% zusätzliche Arbeitsplätze schaffen, um nur den alten Stand zu halten. Ein Riesending, das nicht laufen wird.

Wir tun gut daran, uns darauf einzustellen, daß wir künftig alljährlich weniger Arbeitsplätze haben werden, die ihre  Menschen auch ernähren können - nicht "Billig-Jobs", die sofort und später (Rente!) nur als Ergänzung zur Sozialhilfe taugen. Sind wir weniger Menschen, wird das Problem kleiner.

Wir können also, nach heutigem Stand, um 7 Mio.  Arbeitskräfte = Einwohner schrumpfen, bevor auch nur ein  einziger Arbeitsplatz unbesetzt bleibt. Würden "wir" aber unverdrossen, aus rein ideologischen Gründen jetzt oder morgen schon weitere Ausländer ins Land holen, dann gingen  sie direkt ab in die (Dauer-)Arbeitslosigkeit. Vielleicht  verdrängt der eine oder andere auch, wenn er für Billigst-Löhne arbeitet, eine hiesige Arbeitskraft (Inländer oder Ausländer) aus dem Job. Für die Masse also gilt: Sozialhilfe auf immer mit allen sozialen Folgerungen -aber zahlende Mitglieder für die Sozialversicherung? Woher denn? Nichts dergleichen.
 
Aber wir würden unsere sozialen Probleme vervielfachen,  Millionen Menschen in Not und Elend stürzen, der rechten Szene haufenweise "Argumente" liefern, was niemand wollen kann. Was müssen wir tun?

Die hiesigen Menschen (Arbeitslose, nicht oder schlechte  ausgebildete Menschen jeden Alters und Geschlechts, Inländer  wie "Ausländer") qualifizieren, in Arbeit und Brot bringen, in gesicherten Arbeitsverhältnissen, ein menschenwürdiges  Leben sichern für alle Zeit. Die schon hier lebenden  Ausländer müssen wir integrieren, sie müssen die deutsche Sprache lernen und sich darauf einstellen, "hiesige" Staats- und Kulturbürger werden zu wollen. Sonst bleiben sie Fremdkörper - und das geht nicht gut. Multikulti? Das ist so lebensfremd, wie der Begriff geringschätzig klingt.

Integrieren, qualifizieren, menschenwürdige Zukunft schaffen: das ist unsere Aufgabe als Staatsbürger von heute. Wir brauchen Klasse - nicht Masse. Als "Standort Deutschland" dürfen wir uns keine halben Sachen und keine Lebenslügen erlauben. Das Schicksal eines ganzen Volkes ist nichts für "Gutmenschen".

Eine ganz andere Frage ist, ob es ethisch vertretbar ist, anderen, armen Ländern den dort für gutes Geld ausgebildeten Nachwuchs abzuwerben, weil unsere Wirtschaft ihre Pflicht nicht tut, nicht ausbildet, nicht weiter bildet, nicht qualifiziert (und dadurch viel Geld spart) - und der Staat (unser Staat!) Ausbildungskapazitäten an den Universitäten und Hochschulen abbaut. Von den USA lernen, die das seit mehr als 100 Jahren "mit Erfolg" praktizieren? Besser nicht!

Die Green-Card ist ein Flop: kein Wunder - und nur der Leiter des Frankfurter Arbeitsamtes, der, vermutlich auf Kosten seines Amtes und damit der hiesigen Arbeitnehmer, in Indien war, um "anzuwerben", "wundert" sich. Richtig ist: die Wirtschaft wollte und will immer noch Billiglöhner ohne Rechte, voll "disponierbar", die auch geeignet sind, die hiesigen Gehälter und Arbeitsbedingungen zu drücken, die jedes Gedinge und jeden Akkord kaputt machen: die Integration im Ruhrgebiet vor 125 Jahren war schon schwierig genug. Und dann wird wieder eine Gruppe gegen die andere ausgespielt.

In den USA wird dieses Problem übrigens ganz deutlich gesehen. Aber da dient die Green- Card auch ganz anderen Zwecken.

19.09.2000

Johannes Rau: "Ohne Angst und ohne Träumereien: Gemeinsam in Deutschland leben"

Der Vorwärts, die Parteizeitung der SPD, hat mich zu diesen Gedanken als Erwiderung angeregt; in diesem Sinn schrieb ich der Redaktion. Der verantwortliche Autor und Redakteur verstieg sich zum Thema Notwendigkeit der Zuwanderung zu ganz beachtlichen Aussagen:

... Es geht um Zuwanderer, die konkrete Qualifikationen besitzen. Qualifikationen, die die hier in Deutschland dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehenden Menschen nicht haben. Leider auch nicht die 3,5 Millionen Arbeitslosen.”

Das ist nicht nur eine ganz unverschämte Verleumdung aller Arbeitslosen in unserem Land und eine Ermutigung für die Unternehmer, nicht in die Ausbildung zu investieren, es ist auch eine totale Bankrotterklärung für die sozialdemokratische Arbeitsbeschaffungspolitik. Entsetzlich.